11.November 2016 – Freitag in der 32. Woche "B" – Gedächtnistag des hl. Martin von Tours

2. Johannesbrief 4-9 ; Lukas 17, 26-37

Abtei Maria Frieden

Homilie

 

          Wir feiern heute den heiligen Martin. Er ist wohlbekannt durch seine Liebestat für einen Armen, mit dem er sein Kleid teilte. Er war besonders ein bedeutender Bischof in den ersten Jahrhunderten der Kirche. Als Bischof spielte er eine sehr wichtige Rolle in der Entwicklung des Mönchtums im Westen.  

 

          Die verschiedenen Etappen seines Lebens erlauben uns, einen Blick auf die gesamte Fülle der Kirche zu seiner Zeit, dem Anfang des vierten Jahrhunderts und auf die breite Verschiedenheit der Formen des derzeitigen asketischen Mönchslebens zu werfen.

 

          Martin war zuerst ein Soldat. Er war der Sohn eines römischen Tribuns und gehörte zur Garde des Kaisers Constantius an. Er war vierzig Jahre alt, als er nach fünfundzwanzig Dienstjahren die Armee verließ. Während der letzten zehn Dienstjahre war er Katechumene gewesen.  

 

          Sein erster Lehrer war Hilarius von Poitiers, nachdem er sich einer Gruppe von Asketen neben diesem berühmten Bischof anschloss. Dann niederließ er sich in einem Kloster bei Milano, bevor er Anachoret auf einer Insel unweit der Küsten von Ligurien wurde. Ein wenig später stellte er sich wieder unter der Leitung von Hilarius von Poitiers, der aus Exil zurückgekehrt war. Er lebte in einer einsamen Zelle unweit des heutigen Klosters von Ligugé, der ältesten datierbaren monastischen Gründung in Europa.   

 

          Sein Ruf verbreitete sich. Ein wenig später wurde er vom Volk von Tours zum Bischof gewählt. Obwohl er Bischof wurde, wollte er nicht auf sein monastisches Leben verzichten. Unweit seiner Bischofstadt gründete er ein neues Kloster, Marmoutier. Dort konnte er wenigstens zum Teil weilen. 

 

          Martin wurde der Initiator mehrerer Formen des monastischen Lebens. Als er  397 dreihundert sieben und neunzig starb, wohnten zweitausend Mönche seinem Begräbnis bei. Dieses schöne Leben eines Soldat Christi gewordenen Kaisersoldat und eines Bischof gewordenen Mönchs,  während dessen er immer Mönch blieb und immer mehrere neue Formen des Mönchslebens zum Licht der Welt erscheinen ließ, soll uns auf die gesamte Fülle der Formen des Mönchslebens im Laufe der Zeitalter aufmerksam machen.  

          Das Leben des heiligen Martin zeigt uns, dass die neuen Formen erscheinen normaler Weise nicht um altmodische und leblose Formen zu ersetzen, sondern aus der Lebendigkeit selbst der alten Formen, wenn diese noch lebendig genug sind, um ein neues Leben zu erzeugen.

 

          Möge etwas Ähnliches noch heutzutage geschehen.  

 

Armand Veilleux

 

 

 

 

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