Latera

 

 
 

9 Nov. 2016 – Weih St. Johannes im Latran

Eze 47, 1-2.8-9.12 ;  1 K 3, 9-11.16-17 ; Joh 2, 13-22

Abtei Maria Frieden

 

 

Fest der Kirchweihe der Basilika des Laterans

         

In jeder Kommunität, in welcher es eine geweihte Kirche gibt, wird die Weihe dieser Kirche gefeiert. Diese Feier findet am Tag des Jahres statt, an dem die Kirche zum Kult Gottes geweiht wurde, also am Tag an dem die Kommunität begonnen hat, sich mehrere Male am Tag zu versammeln, um die göttlichen Gebetsstunden zu feiern, und an dem die Nonnen und Mönche begonnen haben, zu jeder Zeit privat hinzukommen, um Gott in einem persönlichen Gebet zu begegnen. Jedes Jahr feiern wir auch die Kirchweihe der Kirche der Diözese, in der unser Kloster sich befindet. Heute also feiern wir die Kirchweihe der Kathedrale der Kirche von Rom.  

 

          Die Petrus-Basilika ist selbstverständlich mehr bekannt als die des Laterans. Alle Pilger und Touristen in Rom gehen zuerst dorthin. Die meisten päpstlichen Feiern finden auch da statt. Die Kathedrale des Papstes als Bischof von Rom ist jedoch die Basilika des Laterans und nicht die Petrus-Basilika. Der Papst ist vor allem der Bischof der Diözese von Rom. Als Bischof von Rom und also als Nachfolger Petri hat er tatsächlich die Aufgabe, seine Brüder im Glauben zu befestigen und die Communio zwischen allen Ortskirchen zu fördern. Indem wir heute die Kirchweihe der Basilika des Laterans feiern, geben wir Ausdruck zu unserer Communio mit der Kirche von Rom und allen Ortskirchen des Christentums.     

 

          Die Kathedrale des Laterans wurde 320 dreihundertzwanzig von Konstantin kurz nach seiner Bekehrung und dem Ende der Zeit der Verfolgungen errichtet. Sie wurde nach dem Plan einer «Basilika », das heißt eines Hauses des Volkes im römischen Reich. Alle großen römischen Basilika haben bis heute diese Eigenschaft eines großen inneren Raumes erhalten, in dem das Volk sich versammelt, um das christliche Geheimnis, aber auch und zuerst um das Geheimnis seiner Communio in Christus zu feiern.

 

          Im Evangelium der aus dem Tempel vertriebenen Händler offenbart schon Jesus, dass der Kult des Neuen Bundes sehr abweichend vom Kult des Alten Bundes ist. Der Tempel des Alten Bundes, das Haus Gottes, das Haus meines Vaters, wie Jesus sagt, ist weder von einem neuen materiellen Tempel, noch von mehreren Tempeln sondern von der Menschheit Christi ersetzt: „Der Tempel, den er meinte, war der Tempel seines Leibes“, sagt Johannes. Seit dem Tod und der Auferstehung Jesu wohnt er in jedem derjenigen, die seinen Geist empfangen haben und die also jeder für sich der Tempel Gottes geworden sind. Paulus sagt uns: „wisst ihr  nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt… Der Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.“     

 

          Die Vision von Ezechiel, an den man das aus der rechten Seite des Tempels fließende und Leben und Fruchtbarkeit allem bringende Wasser zeigt wurde immer in der christlichen Überlieferung an Christus angewendet. Er ist die Quelle unserer Communio und unserer Einheit.

 

          Der Papst lebt seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr im Lateran sondern im Vatikan. In der Übung seines Dienstes an der Communio bekommt er die Aushilfe mehrerer Mitarbeiter, die mit der Zeit eine schwerwiegende Verwaltungsmaschine, die sogenannte römische Kurie geworden sind. Es kann vorkommen, dass einige unter uns nicht immer mit den von den römischen Gremien getroffenen Entschlüssen einverstanden seien. Es ist sogar möglich, dass man einige Entschlüsse dieser Dikasterien mehr für Hindernisse als Hilfe zur Communio hält. Aber es sind da nur Nebenumstände im Laufe der Geschichte. Es ist aber wichtig, wir sind durch den Bischof von Rom in Communio mit allen kirchlichen Kommunitäten in der Welt, wir alle bilden ein einziger Tempel, ein einziger Leib Christi, der vom selben Flut von Blut und Wasser durchwässert ist, das aus der rechten  von der mit der Lanze des Soldat auf dem Kreuz offenen Seite Christi herkommt. Indem wir die Kirchweihe der Kathedrale des Bischofs von Rom feiern wir heute dieses Geheimnis der Communio.    

 

Armand VEILLEUX

 

 

 

 

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