Röm 8,22-27 ; Joh 7,37-39

Abtei Maria Frieden

Homilie

Liebe Schwestern,

 

          Bei dieser Eucharistie zum Heiligen Geist habe ich am Anfang unserer Visitation die Lesungen und die Gebete der Pfingstvigil ausgewählt. Unter den vorgeschlagenen Texten habe ich das achte Kapitel des Paulusbriefes an die Römer als erste Lesung genommen.

 

          Die «Hauptperson» (wenn man sie so nennen darf) dieses achten Kapitels des Römerbriefes ist der Heilige Geist. In den ersten sieben Kapiteln hat Paulus den Geist nur viermal, im Zusammenhang mit ganz verschiedenen Situationen, erwähnt. Das Wort pneuma kommt aber neunzehnmal in diesem achten Kapitel.

 

          In diesem Text finden wir die schönste Beschreibung des Gebets im ganzen Neuen Testament. In Wirklichkeit gibt es in der neuen Heilsordnung nur ein einziges Gebet: das Gebet des Geistes Gottes in uns. Alles andere, was wir Gebet nennen – sei es als Rezitieren von Formeln oder als SchweigenSchweigen, sei es unsere eigeneeigenes an Gott gerichtete spontane Worte, seien es Tanz oder andere Gesten - all das ist nur eine Reihe von Mitteln, die uns gegeben werden oder die wir entwickeln, um mit diesem Gebet des Geistes in uns in Berührung zu kommen und es uns anzueignen. Somit treten wir in Communio nicht nur mit dem Geist Gottes in uns, sondern auch mit allen unseren Brüdern und Schwestern, die dasselbeselbe Gebet in sich tragen, und auch mit der ganzen Schöpfung, dem ganzen Kosmos, der denselbenselben Gottesatem trägt, da er seineseine eigene Existenz daraus beziehtholt.

 

          Dieser Geist, von dem Paulus spricht, ist offensichtlich der Geist, von dem Jesus im Text des Johannesevangeliums spricht, den wir gerade gehört haben: Der Geist, der allen denen geschenkt wird, die mit Jesus und seinemseinem Vater - und auch miteinander - durch den Glauben in Communio treten. Es ist der Geist der Communio, der uns befähigt zu lieben.

 

          In wichtigen Augenblicken unseres Lebens - sei es in unserem persönlichen Leben, sei es in unserem gemeinschaftlichen Leben -  ist es wichtig, den Heiligen Geist zu beten.  Das tun wir auch am Anfang einer Visitation. Aber wenn wir zum Heiligen Geist beten, bitten wir ihn nicht darum, uns besondere Erleuchtung zu senden die uns anzeigt das, was wir tun oder sagen sollen. Nein! Wir bitten ihn vielmehr darum, er möge kommen und unsere Herzen reinigen, um sie von all dem zu befreien, was uns daran hinderthindert, in tiefer Communio mit Ihm und mit unseren Schwestern und Brüdern zu leben. In dem Maße, mit dem unser Herz gereinigt ist, werden wir die Personen und die Situationen mit den Augen Gottes sehen. Es sind Augen der Barmherzigkeit und der Liebe.

 

          «Wer Durst hat, komme zu mir und trinke», sagt Jesus. Haben wir wirklich Durst? Bitten wir den Geist darum, uns zuallererst diesen Durst, das «Verlangen», zu geben. Ist unser ganzes Leben ein Verlangen nach Communio mit Gott, dann «werden Ströme lebendigen Wassers aus unserem Herzen hervorquellen».  Wir wissen dann, was für uns und für unsere Kommunität gut ist.

 

          Beten wir zusammen, dass aus jedem unserer Herzen, aber auch aus Ihrer Kommunität von Maria Frieden diese Ströme lebendigen Wassers hervorquellen, die brüderliche Liebe, gemeinsame Vision und Communio erzeugen.

 

Armand Veilleux

 

 

 

 

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